Trendgespräch mit Ulrich Wilhelm: Bayerischer Rundfunk wird multimedial

Trendgespräch mit Ulrich Wilhelm: Bayerischer Rundfunk wird multimedial

„Wir müssen aufhören, in starren Mediengattungen zu denken“, sagt Ulrich Wilhelm. In Zukunft entscheide allein der Inhalt, ob über ein Ereignis in einem Fernsehbeitrag, einer Radiosendung oder im Rahmen eines Online-Features berichtet werde. Das lineare Fernsehen verliert dabei zusehends an Bedeutung. Schon heute bietet der Bayerische Rundfunk unterschiedliche Sendeformen an, die etwa im nonlinearen Fernsehen eine breite Zielgruppe auf unterschiedlichen Kanälen optimal abholen soll. „Deshalb muss sich auch unsere Journalistenausbildung noch weiter verändern“, so der Intendant.

Den Pflichttermin „20 Uhr zur Tagesschau“ als festes Familienritual gibt es nicht mehr zwangsläufig, weil viele Menschen zeit- und ortsunabhängig via Smartphone oder Tablet die Nachrichten sehen. Längst müssen auch die Öffentlich-Rechtlichen Anstalten im Internet, auf dem Smartphone und in den sozialen Medien präsent sein, um vor allem junge Menschen zu erreichen und ihnen einen spürbaren Mehrwert zu bieten. „Qualitätsjournalismus wird in Zukunft noch wichtiger werden“, bekräftigt Wilhelm daher. Auch der Bayerische Rundfunk steht vor der Herausforderung, parallel mit immer mehr verschiedenen Medienangeboten zu konkurrieren. „Wenn Sie heute 300 Parallel-Angebote haben, werden es in Zukunft vielleicht 3000 sein“, sagt Wilhelm.

Sich in diesem Wettbewerb zu behaupten und junge Zuschauer zu gewinnen ohne die bestehenden vor den Kopf zu stoßen, sei die große Herausforderung. Deshalb plant der BR-Intendant neue, innovative Formatideen gezielt zu fördern und bestehende Programme noch konsequenter quer über alle Medienkanäle hinweg umzusetzen. „Wir müssen dabei die Vorzüge jedes einzelnen Mediums perfekt nutzen“, fordert Wilhelm. „Ich rege meine Mitarbeiter hier auch immer wieder dazu an, mutig zu sein und neue Wege einzuschlagen.“

Große Veränderungen durch immer mehr Programmvielfalt erlebt Agenturchef Dr. Stephan Heller auch heute schon im Markt: „Der starke Wettbewerb im Rundfunkmarkt tut der Branche gut. Denn am Ende gewinnen die Konsumenten durch ein breites und feingegliedertes Angebot. Diesen Wandel nicht nur zu beobachten, sondern für unsere Kunden aktiv mitzugestalten, ist unsere Aufgabe als Kommunikationsagentur.“

Mit großem Interesse verfolgten die Gäste das Trendgespräch. Unter ihnen die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden Dr. Charlotte Knobloch, Moderatorin und Journalistin Nina Ruge sowie die Landtagsabgeordneten Julika Sandt und Ernst Weidenbusch.

Ebenfalls unter den Gästen: Dr. Jörg Allgäuer und Ralf Fürther (Sky Deutschland AG), Prof. Wilhelm Schmidbauer (Polizeipräsident München) und der ehemalige Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) Wolf-Dieter Ring.