Wählen: Ein Privileg der Elite?

Wählen: Ein Privileg der Elite?

Ein junges Paar mit einem Kinderwagen f llt am Sonntag (13.05.2012) in einem Wahllokal in K ln seine Stimmzettel aus. Die B rgerinnen und B rger in NRW sind zur Landtagswahl aufgerufen. Foto: Thilo Schm lgen dpa/lnw +++(c) dpa - Bildfunk+++

Der Geldbeutel als Einflussfaktor auf die Wahlentscheidung der Deutschen bekommt in diesen Tagen eine ganz neue Dimension. Denn das eigene Einkommen prägt nicht mehr nur die Parteienpräferenz, sondern entscheidet inzwischen auch über die Frage: Gehe ich überhaupt wählen? Das berichtet jetzt die neue Bertelsmann-Studie „Gespaltene Demokratie“.

Auch Forsa bestätigt die zentralen Erkenntnisse mit einer eigenen Untersuchung. Ausgangspunkt war die erschreckend niedrige Wahlbeteiligung bei der Kommunalwahl in Schleswig-Holstein von 45,8 Prozent. Die Mehrheit ist daheim geblieben. Auf dem Weg zur Landtags- und Bundestagswahl müssen wir die Motive der Nichtwähler kennen.

Einige Fakten:

  • Die „Beteiligungs-Schere“ zwischen den Einkommen wird immer größer: Während bei der Bundestagswahl 1972 noch 92% der untersten Einkommensschicht zum Wählen gingen, waren 2009 nur noch 76%. In der obersten Einkommensschicht blieb der Anteil derweil konstant bei über 95%. Die Schere spreizte sich also von drei auf 19 Prozentpunkte.
  • Dieser Trend wird sich bei der nächsten Bundestagswahl fortsetzen: Während 71 % der hohen Einkommensschicht wählen gehen wollen, planen dies nur noch 49% der untersten Gehaltsklasse.
  • Die Wahlabsicht korreliert auch mit dem Bildungsstand der Deutschen: Nur 50% der Hauptschulabsolventen wollen im Herbst wählen gehen. Bei den Bürgern mit Hochschulreife oder Studium sind es 68%.
  • Auf der Suche nach Ursachen spielt Demokratie- oder Parteienverdrossenheit nicht die zentrale Rolle: 67% der Deutschen sind mit der Demokratie zufrieden, nur 24% denken, dass alle Parteien gleich seien.
  • Gründe sind vielmehr im wachsenden Gefühl der Ungerechtigkeit, im sinkenden Vertrauen in die Kraft des Einzelnen und im dramatischen Absturz des Interesses junger Menschen an der Bundestagswahl zu suchen.
  • Verantwortlich dafür sind wiederum die gefühlte Intransparenz der Politik mit Tricks und Lügen, das Interesse für andere Dinge und der Einfluss des jeweiligen Umfeldes im Freundeskreis oder der Nachbarschaft.